Ulrich Leive lässt den Areopag in Athen wirklich zum Hauptplatz der Stadt werden. Da herrscht reger Betrieb, fast wie bei einem Jahrmarkt. Neben denen, die einfach so rumlaufen, sind die, welche sich produzieren: eine Musikgruppe, ein Exhibitionist, und vor allem Redner. Natürlich brauchen sie Zuhörer und Zuschauer, und die sind reichlich vorhanden: einfaches Volk, das da steht und sitzt (mit hübschen Schuhen!), um möglichst viel vom Gebotenen zu erhaschen, aber auch - im Hintergrund - einige Intellektuelle, gut gekleidet, hin und her wandelnd.
Der Apostel Paulus (er ist in der Mitte zu sehen) muss ziemlich laut reden, um sich bemerkbar zu machen. Er beginnt sehr geschickt, indem er den Athenern das Kompliment macht, sie seien fromm, gemessen an den vielen Götterstatuen rundherum. Er habe aber auch einen Altar gesehen, der dem „Unbekannten Gott“ gewidmet sei. Diesen Gott wolle er ihnen nun vorstellen. Darauf malt er ihnen den christlichen Glauben vor Augen. Als er aber von der christlichen Hoffnung der Auferstehung des Leibes berichtet, beginnen die Gebildeten zu lachen: das sei ja Mumpitz, blödes Geschwätz. Unsterblichkeit der Seele, ja, warum nicht?, aber doch nicht ein leibliches Fortleben!
Der Apostel hat in der Weltmetropole Athen nicht viel Erfolg mit seiner Predigt. Neben ein paar Leuten gelingt ihm nur ein Fang: ein Mitglied des areopagitischen Rates, Dionysius. Unter seinem Namen sind pseudepigraphe mystische Schriften erhalten, die im christlichen Mittelalter eine große Rolle spielen werden.
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