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Die Leive-Bibel
Genesis - Bild 135
Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen




Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen © Ulrich Leive


Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen


Da konnte sich Joseph nicht länger enthalten vor allen, die um ihn her stunden, und er rief: Laßt jedermann von mir hinaus gehen! Und stund kein Mensch bei ihm, da sich Joseph seinen Brüdern zu erkennen gab.
Und er weinte laut, daß es die Ägypter und das Gesinde Pharaos höreten;
Und sprach zu seinen Brüdern: Ich bin Joseph. Lebet mein Vater noch? Und seine Brüder konnten ihm nicht antworten, so erschraken sie vor seinem Angesicht.
Er aber sprach zu seinen Brüdern: Tretet doch her zu mir! Und sie traten herzu. Und er sprach: Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt. - (Gen 45,1-4)


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Ein Kommentar von Willy Rordorf
Joseph vorgeführt, wirft sich der Bruder Juda sofort vor ihm auf den Boden und beginnt eine wohl überlegte Rede: „Herr, es ist schrecklich, was unser Bruder gemacht hat, wir können uns nicht erklären, wie er so etwas tun konnte. Aber wir wollen selbstverständlich das Unrecht wieder gut machen. Eigentlich hätten wir alle den Tod verdient. Nur ist gerade dieser kleine Dieb derjenige, der heimkehren sollte, da der Vater schon einen lieben Sohn verloren hat und vor Gram sterben würde, wenn dieser Jüngste auch nicht mehr heimkehren würde. Bitte, bitte, nehmt uns alle oder wenigstens mich zum Sklaven an seiner Stelle, lasst aber ihn zu seinem Vater zurückkehren“.

Den folgenden Moment hat Leive auf seinem Bild festgehalten. Joseph hat sich von seinen Brüdern abgewandt und alle andern Zeugen des Gesprächs fortgeschickt. Er hat seinen Bruder Benjamin an seinen Hals gehoben und drückt ihn fest an sich. Jetzt kann er nicht mehr an sich halten. Jetzt weint er und schluchzt aus tiefstem Herzensgrund. Das ganze Elend, das seit seiner Jugend wie eine Jauche in ihm verborgen aufgestaut war, bricht aus ihm heraus. Die ganze psychische Belastung seines Lebens wegen der Untat seiner Brüder an ihm bricht aus ihm hervor. Nach seiner symbolischen „Rache“ an seinen Brüdern blüht die paradiesische Blume der Vergebung in ihm auf. Der Blick Josephs auf dem Bild Leives drückt dieses ganze innere Drama, das sich in Joseph abspielt, in sichtbarer Weise ab.

Auch in den Brüdern spielt sich ein Drama ab, man sieht es. Sie werden ihrer lebenslangen Schuld ihrem Bruder gegenüber bewusst und werden von unbeschreiblicher Reue erfasst, jeder auf seine Weise.

So wird das Bild Leives zum Ausdruck der christlichen Botschaft: Er hat für uns gelitten, damit wir von unserm Leiden erlöst werden. Die ganze Anordnung des Bildes macht es zu einer Ikone der Barmherzigkeit Gottes, die sich im Leben je und je verwirklichen kann.


© Willy Rordorf
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Wiedersehen Jakobs und Josephs © Ulrich Leive


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Diese Seite wurde zuerst erstellt am 14. 04. 2007 / Zuletzt bearbeitet am 05. 05. 2015

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