Der Schoß der Geliebten ist der Eingang zum Garten. Aber „Garten“ ist ja ein symbolträchtiges Bild.
Zuerst einmal denkt man an den Garten Eden. Die Oase in der Wüste. Der lebenspendende Ort, wo es Wasser gibt, wo Kühle herrscht, wo man Datteln isst, wo man ruht im Glücksgefühl. Die Liebe ist tatsächlich wie eine Erinnerung an das Paradies, oder eine Vorahnung an die Rückkehr ins Paradies.
Ulrich Leive lässt uns eintreten in diesen Garten. Da liegen die beiden in einer Blumenwiese; er fühlt sich angenommen, eingebettet in die Wunderwelt und Wärme seines geliebten Gegenübers. Die Tierwelt macht mit: da macht ein Gockel der Henne den Hof, da röhrt ein Hirsch in Brunst.
Aber der Garten öffnet sich noch auf einen weiteren Horizont. Der König hat die Augen geschlossen. Da sieht er in die geheimnisvolle Welt des Nachthimmels. Dort sind Mann und Frau noch einmal zu sehen, in Ein-Zweisamkeit. Und in der Tiefe des Blaus erahnt man das ganz Große: den Ursprung alles Seins, aus dessen Quelle die schönste Blüte des Lebens aufsprießt, die Liebe.
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