.
Die Leive-Bibel



Gott ...
Gott ist Liebe! - 1. Johannesbrief © Ulrich Leive
... ist Liebe!
Und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott, und Gott in ihm.


Kurzbiographie Ulrich Leive


- Was malen Künstler unserer Zeit? Man versucht, sich in der Malerei auszudrücken, unbegrenzt in Farbe, Form und Inhalt. Es gibt im Grunde keine Einschränkungen mehr, alles scheint möglich zu sein. Das ist gut so, wenn es denn reicht und zu einem Ziel hinführt. Aber braucht man denn keine Themen, keine konkreten Geschehnisse, will man nichts mehr erzählen, mit eigener Gestaltungsweise Geschichten neu erfinden? Ist alles nur ein mehr oder minder aesthetisches Spiel mit der Malmaterie, beliebig, völlig egal?

- Ich wurde von einem Freund auf die harmlose und unverbindliche Beliebigkeit der modernen Malerei angesprochen und er bewog mich dazu, mich doch einmal mit der Bibel zu befassen, mit dem Buch der Bücher, mit dem wichtigsten Schriftwerk des Abendlandes. Bilder zur Bibel malen! Ja, warum denn nicht. Schließlich enthält die Bibel das ganze Panorama menschlicher Erlebnismöglichkeiten, vom Guten und Höchsten bis zum tiefsten Abgrund. Wer hat Bilder zur Bibel gemalt? Ich fand nur wenige bedeutende Maler in der Gegenwart, die das taten, und wenn, dann waren nur wenige Themen behandelt oder die Bilder waren mehr oder weniger langweilige Illustrationen, ganz nett, doch eigentlich nicht wirklich interessant. Eigentlich gab es für mich nur Marc Chagall, der lebte ja sogar noch, wenn auch hochbetagt. Anders ist es, wenn man sich in vergangenen Jahrhunderten umsieht, im 14. bis 16. Jahrhundert etwa. Da stieß ich auf viele Maler, vorwiegend aus dem deutschen, dem flämischen, dem spanischen und dem italienischen Bereich.

- Ganz frei von jeder Vorgabe oder Einschränkung begann ich, Bilder wie ein unvoreingenommenes Kind zu malen. Das war um 1980 herum. Ich suchte mir Themen und Motive heraus und schaute mir immer mal wieder die Bilder zur Bibel der alten Künstler früherer Zeiten an. Mich interessierten nicht die technischen Malweisen. Die Darstellungsweisen sprachen mich eher an. Viele Maler der frühen Neuzeit wählten skurrile Kompositionen, wählten emotionale Perspektiven statt räumlicher Perspektiven. Da war dann das Wichtige groß im Vordergrund und das Nachrangige klein irgendwo im Bild untergebracht. Böse Menschen waren fast bis ins Comic-artige karikiert, etwa bei Jörg Breu, hässliche Grimassen, fiese Gesichter erscheinen und verhöhnen Jesus bei der Dornenkrönung. Das Abgründige und auch das Gütige ist da, es erscheint ganz klar in figurativer Malerei, es ist einfach und stark, was braucht man mehr?

- Nach und nach erweiterte ich meine ausgewählten Themen, ich erstellte einen Themenkatalog, während ich die Bibel komplett durcharbeitete. So entstanden nach und nach etwa 750 Themen, die ich über die Jahre weg malte. Gefielen mir bestimmte Motive sehr gut, dann variierte ich sie, etwa Jakobs Kampf mit dem Engel oder Daniel in der Löwengrube, Jakobs Traum von der Himmelsleiter. Teils waren es durchaus schöne Themen, dann aber auch sehr grausliche Sachen. Immer wieder beschäftigte mich das Motiv vom Höllenabstieg Jesu, das meist als Christus in der Vorhölle benannt wird. Man hat da als Maler die Möglichkeit, eine komplette Dämonie unterzubringen. Obsessiv aufgeladen. Die Vorhölle ist das Reich der Unerlösten, der gepeinigten Seelen, der Horrortrip schlechthin, das Gebiet eines Hieronymus Bosch. Ein anderes Motiv der dunklen Bereiche ist Der Engelsturz. Dieser ist nur knapp bei dem großen Propheten Jesaja erwähnt, aber dennoch so enorm tragfähig. Der schönste Engel Gottes, ihm fast ebenbürtig, erhebt sich, spaltet sich ab und scheitert, stürzt, fällt - und ist ab diesem Zeitpunkt der Satan, dem, da er für sich alles restlos verspielt hat, nur noch Verderben und Vernichtung der Schöpfung am Herzen liegt, aus abgrundig bösem Herzen.

- Die Serie entstand auf immer demselben Papierformat, ca. 50x70 cm, ich malte mit Gouachefarben und Kasein-Tempera, die Farben deckten gut, standen schnell trocken und matt auf dem Papier und ließen mich zeichnerische Details anbringen, viele kleine Figuren und Einzelheiten. Es existierten für mich keine theoretischen Fragen der Umsetzung, ich ließ meiner Malerei einfach freien Lauf. So wuchs der Bilderstapel auf über eintausend Gouachen an. Nachdem ich dieses Projekt kräftig in Angriff genommen hatte, wählte ich Motive aus, um sie auf etwas größere Bildformate in Acryl zu malen, wiederum einer schnell trocknenden Farbe, die meinem Temperament entspricht.

- Wenige Menschen bekamen meine Bibelbilder zu sehen, es gab offenbar auch kein Forum dafür, manchen Menschen verschreckte auch die Skurrilität meiner Darstellungsweise. Heilige Themen zu malen wie ein völlig Freier. Ich habe alles ohne Beachtung von Perspektive oder Anatomie gemalt, es gibt für mich in erster Linie eine psychische Perspektive. Das findet manch einer respektlos, für mich ist das meine Sicht.

- «Ob das ginge? Wieso seien meine Personen fast immer nackt?» - Darauf antworte ich: Wieso sind Michelangelos Personen in der Sixtina nackt? Nackt gewesen. Wieso hat ein Papst sich angemaßt, die Nacktheit übermalen zu lassen? Übrigens: Bis heute ist der ursprüngliche Zustand des Werks nicht völlig wieder hergestellt. Bei der Restaurierung ist man wieder nur halbherzig vorgegangen.

- Meine Menschen sind erstmal nur Menschen, man sieht sie als Geschöpfe, wie sie aus dem Mutterleib gekommen sind, sie verbergen nichts, sie sind Kinder Gottes, es gibt keine Rangordnungen durch Kleider. Später dann waren meine Figuren sehr bekleidet, kostbar und reich, da wollte ich alles so opulent haben wie es nur ging, da wollte ich das Leben feiern, ohne Kümmerlichkeit und Mangel an Dingen. Und dann sind schöne und aufwendige Kleider nun mal ein Teil davon. Ich verändere meine Blickwinkel immer mal wieder. Viele Bilder meiner Bibel-Serie sind derartig freizügig und skurril, dass sie einer Öffentlichkeit nicht zuzumuten sind, weil sich Leute zwangsläufig erschreckt und zutiefst verstört fühlen. Darum zeige ich nur Bilder, die einem normal aufgeschlossenen Geist eines Kunstinteressierten noch erträglich sein dürften. (Ich bin, ich weise noch einmal darauf hin, Künstler und nicht Theologe, ich wende mich an ein kunstinteressiertes Publikum der Jahrtausendwende des 20. und 21. Jahrhunderts und der weiteren Zukunft und nicht an jene, die nur nach religiöser Erbauung für den jeweiligen Tag suchen.)

- Manche Bilder von mir erinnern an Marc Chagall. Das ist nicht verwunderlich, denn er ist einer der wenigen großen Künstler unserer Zeit gewesen, der sich wirklich intensiv mit der Bibel befasst hat und Werke zur Bibel in großer Zahl geschaffen hat. Von ihm unberührt konnte ich daher nicht bleiben, es war nur natürlich, dass er auf mich Einfluss hat nehmen müssen. Das verleugne ich nicht, aber ich habe ihn nicht einfach nachgeahmt. Ich habe das Spektrum der Themen stark erweitert und meinen eigenen Stil entwickelt.

- Bis zum Ende der 80er Jahre hatte ich den Hauptteil meines Bibel-Projekts fertig gestellt. Ab da variierte ich manchmal noch Themen, wandte mich aber stärker anderen Themenbereichen zu. Es entstand eine sehr umfangreiche Serie von Wanderer-Bildern, die sich aus dem Motiv des Exodus, der Wüstenwanderung der Israeliten, entwickelt hat. Hier besteht kein enger Zusammenhang mit der Bibel mehr. Hier wandert der Mensch als Suchender und auf Glück Hoffender durch sein Leben. Auch dazu gibt es ein berühmtes Motto, nicht aus dem üblichen Bibel-Kanon, aber aus dem apokryphen Thomas-Evangelium, Abschnitt 42: Werdet Vorübergehende!.

- Es entstanden Zyklen zum Antlitz Christi, der erste 33-teilige Zyklus um 1982/83, dann ein 153-teiliger Zyklus um 1996/97, es entstanden Engel-Bilder, 1998 und weiter bis heute, 2007, Einzelbilder dieser Motivkette, die Malerei mit religiösem Schwerpunkt herrscht immer vor und hat bis heute Gültigkeit für mich, auch wenn immer wieder umfangreiche Bilderzyklen mit anderer Thematik entstanden sind. Irgendwie hat in meiner Malerei alles immer mit der Sehnsucht zu Gott und dem Suchen nach der Quelle alles Schöpferischen zu tun. Kunst und Religiosität hängen für mich absolut zusammen, aber ich meine "religio" im ursprünglichen Wortsinn, der Rückbindung an das Schöpferische, nicht Religion im institutionalisierten Sinn. Religion ist die Versteinerung der Religiosität, das Schöpferische aber ist fließend.

Goldene Linie

Bibeltexte zitiert nach: Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nebst Apokryphen, nach der deutschen Übersetzung von D. Martin Luther. Halle an der Saale, 1907. - Entsprechend dem Erscheinungsjahr wird die alte Rechtschreibung verwendet.
Diese alte Familienbibel war die erste Bibelausgabe, die ich noch als Jugendlicher gelesen habe. Deshalb ist sie für mich immer von besonderer Bedeutung geblieben.
Die Namen der einzelnen biblischen Bücher in den Übersichten werden jedoch nach den aktuellen Loccumer Richtlinien geschrieben!



Jesaja - Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken © Ulrich Leive
Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HErr;
Sondern soviel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch meine Wege höher denn eure Wege, und meine Gedanken denn eure Gedanken.
Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt, und nicht wieder dahinkommt, sondern feuchtet die Erde, und machet sie fruchtbar und wachsend, daß sie gibt Samen, zu säen, und Brot, zu essen:
Also soll das Wort, so aus meinem Munde gehet, auch sein. Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, das mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich's sende. - (Jes 55, 8 - 11)

.
Selbstbildnis Ulrich Leive © Ulrich Leive Ulrich Leive, 1957 in Osnabrück geboren, studierte zunächst Jura, wandte sich dann jedoch ganz der Malerei zu. Seit 1984 ist er als freischaffender Künstler tätig. Er wurde wiederholt ausgezeichnet, vor allem für die künstlerische Bearbeitung des Themas Holocaust / Shoah. An biblischen Themen entstanden über 1.000 Gouachen, 500 Zeichnungen und über 400 Gemälde, oft in größeren zusammenhängenden Zyklen. - Er hatte zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen.
Altes Testament   -   Neues Testament   -   Antlitz Christi   -   Engel   -   Sonderthemen


Home

Altes Testament

Neues Testament

Zurück

Ulrich Leive als Bibelmaler   -   Ein Beitrag von Manfred Melles


Zurück nach oben


Goldene Linie

Diese Seite wurde zuerst erstellt am 20. 02. 2007 / Zuletzt bearbeitet am 18. 09. 2016

Startseite / Impressum