Krasser könnte man den Unterschied des armen Lazarus und des reichen Mannes nicht malen. Da liegt der eine in seiner ganzen Blöße am Boden, die Hunde belecken seine Geschwüre - und da sitzt der andere auf seiner Terrasse, umgeben von reichlich gedecktem Tisch und zahlreichen Freunden, besungen vom Gittarenspieler. Man hat sogar den Eindruck, der reiche Mann schaue zu den Bergen, wo er sich selber in anbetender Stellung meint zu sehen, so fromm und nahe dem Himmel.
Unten rechts befindet sich eine tiefblaue Engelgestalt. Sie blickt sehr nachdenklich über die Szene. Man sieht ihr an, was sie denkt: „Da ist doch etwas nicht in Ordnung, das kann doch nicht in Ewigkeit so weitergehen“. Die biblische Geschichte antwortet denn auch auf diese Frage. Sie erzählt, dass nach dem Tod der beiden die Rollen genau umgetauscht sein werden: Lazarus ist in Abrahams Schoß, der reiche Mann in der Vorhölle. Er bereut jetzt, keinen Blick auf den armen Lazarus vor seiner Tür geworfen zu haben.
Die Frage richtet sich auch an uns: Ist die Weltordnung, so wie sie ist, in Ordnung, oder muss da etwas noch einmal nach- und aufgerechnet werden?
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