Ein sehr einprägsames Bild! Was da für geballte Energie drin steckt!
Der Judaskuss steht natürlich im Zentrum. Er nimmt sofort unsern Blick
gefangen. Diese Begegnung spricht Bände. Der rothaarige Judas umarmt zwar seinen Freund, seine Augen blicken aber ins Leere. Sein Mund, der küssen will - soll, ist schmerzverzerrt. Man fühlt: jetzt hat Judas etwas vom Ungeheuerlichsten begangen, was ein Mensch begehen kann, nämlich seinen besten Freund verraten, und dies in einer heuchlerischen Liebesbezeugung!
Jesus erfasst auch panischer Schrecken über das, was ihm passiert. Seine Augen sind total aufgesperrt, verstört. Er bricht sozusagen in sich zusammen. Und gleichzeitig schiebt sich unten die brutale Hand des Häschers vor seinen Leib, die Jesu Hände in den Riemen einzwängen, der ihn gefangen nimmt.
Der Schrecken über das Geschehen verbreitet sich ringsum. Links vorne flüchtet ein Jünger entsetzt aus dem Bild. Rechts wird ein anderer Jünger in massloser Wut vom Knecht des Hohenpriesters gepackt, und dieser wird ihm in Gegenwehr gleich das Ohr abhauen. Hinten rechts ist sogar noch das Detail festgehalten, dass ein anderer Jünger seinen Mantel fallen läässt, als man ihn greifen will, und nackt entflieht. Manche behaupten, es sei der Verfasser des Markusevangeliums.
All das ereignet sich in einer Mondnacht an einem stillen Ort, wo die Bäume - es ist Frühling - blühen...
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