Leive ist eine sehr wirkungsvolle Darstellung des Psalms gelungen. Ich gebe meine Deutung, und hoffe, nicht zu irren.
Es geht um einen Mann, der eine Kränkung erfahren hat. Ich denke, es geht um die Szene, die wir rechts im Bild sehen: ein barhäuptiger Mann zeigt mit dem Finger auf den vor ihm Stehenden, und sagt ihm offensichtlich etwas, was diesen nicht erfreut, denn er schaut mit rotem Kopf zu Boden, mit aufgerissenen Augen.
Wir erfahren nicht, um was es geht, aber wir sehen die Folgen: der gleiche Mann wird uns noch einmal, nein zweimal gezeigt: links vorne mit ganz kläglichem Gesichtsausdruck, mit gesträubten Haaren, gepackt von einer Hand und angestarrt von einem überdimensionierten Auge, das uns zeigt: unser Mann ist aufs Äußerste gereizt, von Zorn entflammt, wie das Feuer, das vor ihm flackert.
Rechts neben ihm hat derselbe Mann, immer noch mit hochrotem Kopf vor Zorn, eine weiße Binde vor den Mund gebunden. Sie ist von demselben Weiß, wie das Haar des geduldigen Engels neben ihm, der ihn so weit besänftigt hat, dass er wenigstens nicht dreinschlägt.
Das Erstaunlichste ist, wie der Engel diesen Wandel zustande gebracht hat: mit einem völlig unerwarteten, aber äußerst wirksamem Mittel. Die Verse 5 und 6 sagen uns das Mittel, mit dem jeder Zorn gelöscht werden kann: „Lass mich erkennen, Herr, mein Ende und was das Maß meiner Tage ist. Ich will erkennen, wie vergänglich ich bin... Nur ein Hauch ist der Mensch“. Versuchen wir einmal, es ihm nachzumachen?
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