Bild 49 und Bild 50
Diese beiden Bilder gehören zusammen. Sie stellen uns ja die gleiche Begebenheit vor Augen: Mose und Josua steigen auf den Berg Sinai. Beide Male sieht man dieselben Hügel, dieselben Israeliten, die unten warten, vor allem die gleiche Sonne, die alles bescheint.
Umso mehr muss man auf die Unterschiede achten, die uns erst erschliessen, warum Leive die Szene in zwei Bildern gemalt hat.
Auf dem ersten Bild steigen Mose und Aaron umgeben von einer bläulichen Traumwolke hinauf, inspiriert vom Engel, der sie anhaucht. Sie werden auf das große Geschehen, das sich gleich abspielen wird, vorbereitet. Denn Gott offenbart sich ja in Blitz und Donner.
Das zweite Bild konfrontiert uns mit der überwältigenden Wucht der Gottesbegegnung. Der Himmel scheint zu platzen. Mose hat jetzt die Augen weit geöffnet, erhält mit zitternden Händen das Geschenk des Himmels: die beiden Gesetzestafeln. Josua schaut völlig entgeistert zu.
Die wichtigste Veränderung zwischen den beiden Bildern besteht aber darin, dass der Engel, der sich auf dem ersten Bild rechts von Mose befand, sich jetzt auf seiner linken Seite zeigt. Sein Aussehen ist völlig verändert:
während er zuerst aus blauen Wolken zu Mose trat, sieht er jetzt hinab auf die Schar der Israeliten, und der helle Schein, der von ihm ausgeht, breitet sich über das Volk aus. Die Offenbarung Gottes an Mose teilt sich den Menschen mit, erleuchtet sie, bringt ihnen Glück und Segen.
Die Zehn Gebote sind nicht nur für die Juden, sondern auch für die Christen zur Grundlage ihrer Ethik geworden. Ein Mann wie der Schweizer Theologe Hans Küng behauptet sogar in seinem „Projekt Weltethos“, dass alle Religionen sich auf diese ethischen Grundsätze beziehen und daher in Frieden zueinander finden könnten und müssten.
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