Mose bleibt vierzig Tage und Nächte auf dem Berg. Das ist eine lange Zeit. Die Israeliten, die auf seine Rückkehr warten, beginnen ungeduldig zu werden. Sie müssen sich sagen, dass Mose sie im Stich gelassen hat oder umgekommen ist.
Sogar der Bruder des Mose, Aaron, hegt diese Zweifel. Da entschließt er sich zu handeln. Man kann ja das Volk nicht so ohne Führung lassen. Da Gott sich nicht wie versprochen gemeldet hat, braucht es eine andere numinose Macht, die man verehren kann, die einen begeistert, einem einen Sinn vor Augen führt, einen zu einem höheren Ziel leitet.
In dieser verzweifelten Lage erinnern sich das Volk und Aaron an frühere Zeiten. In Ägypten haben sie doch gesehen, wie überall Statuen von Menschen und Tieren herumstanden und göttliche Verehrung fanden. Die Ägypter wussten es wohl besser, man muss sich selber Götter schaffen und sich ihnen unterwerfen.
Das Resultat ist das goldene Kalb, aus dem Gold gefertigt, das die Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten mitgenommen hatten. Wir erkennen es im Hintergrund des Gemäldes. Die Israeliten sind darum versammelt, in Schmaus und Braus. Sie tanzen und jubeln, es ist ein tosender Lärm: „Wir haben einen neuen Gott! Er wird uns führen!“.
Als Mose vom Berg herabkommt und das sieht, packt ihn der Zorn, er zerschmettert die Tafeln, die er von Gott bekommen hat. Aaron sieht ihn noch nicht, er ist in prächtigen Priestergewändern dem Volk zugewendet. Hur aber (rechts außen) hat erkannt, was da vor sich geht; die Reue steigt in ihm auf, er presst die Hände vor seine Brust.
„Gold ist unser Gott!“. Man glaubt die Massen der Gegenwart zu hören. Wird auch das moderne goldene Kalb eines Tages zerschmettert werden, wie dasjenige der Israeliten?
|
