| Die Leive-Bibel | |
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| Jakobs Trauer |
| Als nun Ruben wieder zur Grube kam, und fand Joseph nicht darinnen, zerriß er sein Kleid, Und kam wieder zu seinen Brüdern, und sprach: Der Knabe ist nicht da, wo soll ich hin? Da nahmen sie Josephs Rock, und schlachteten einen Ziegenbock, und tunkten den Rock ins Blut, Und schickten den bunten Rock hin, und ließen ihn ihrem Vater bringen, und sagen: Diesen haben wir gefunden; siehe, ob's deines Sohns Rock sei, oder nicht. Er kannte ihn aber, und sprach: Es ist meines Sohns Rock; ein böses Tier hat ihn gefressen, ein reißend Tier hat Joseph zerrissen. Und Jakob zerriß seine Kleider, und legte einen Sack um seine Lenden, und trug Leid um seinen Sohn lange Zeit. Und alle seine Söhne und Töchter traten auf, daß sie ihn trösteten; aber er wollte sich nicht trösten lassen, und sprach: Ich werde mit Leide hinunterfahren in die Grube, zu meinem Sohn. Und sein Vater beweinte ihn. - (Gen 37,29-35) |
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| Ein Kommentar von Willy Rordorf | |
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Ein erschütterndes Bild. Die Brüder und Schwestern Josephs stehen um den Vater Jakob. Sie haben ihm gerade das blutverschmierte Hemd Josephs gezeigt, mit dem sie den Vater glauben machen, ein wildes Tier habe ihn zerrissen.
Die Wirkung auf Jakob ist herzzerreißend. Er wird blau im Gesicht, steht da wie im Geist verwirrt; er zerreißt sein Hemd, man sieht, wie eine unsägliche Trauer in ihm aufsteigt. Sie wird ihn fast zu Tode bringen und lange Zeit anhalten. Man hat den Eindruck, die ganze Umgegend werde mit in das Leid hineingezogen: auch das Haus, auch der Berg im Hintergrund, die Sonne, die Vögel, die Bäume, sogar ein Ziegenbock sind blau geworden. Und als Gegensatz dazu erscheint eine rechts aufgerichtete Kuh, das Hemd Jakobs und eine über ihm drohend geballte Wolkenfaust, ja sogar ein Stück des Berges hinten in schreiendem Gelb. Dieser Schlag hat getroffen. Jakob wird Tag und Nacht nur noch an seinen Sohn denken, an den großen Verlust. Nichts mehr macht ihm Freude. Der eine Sohn links unten hat verstanden, was sie dem Vater angetan haben; er ist auch zutiefst erschreckt.
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