Einige Zeit später. Joseph hat sich inzwischen bei Potiphar sehr beliebt gemacht. Er ist aufnahmefähig, geschickt, klug, tüchtig. Also ist er geradezu zur rechten Hand seines Herrn geworden, der ihm die ganzen Hausgeschäfte übergibt, wenn er au&zlig;er Hauses ist.
Das wird ihm aber zum Verhängnis. Denn Potiphars Frau ist schon seit dem ersten Tag ganz verrückt nach Joseph, sie denkt nur noch an ihn und wie sie ihn verführen könnte. Schon mehrmals, ja mit der Zeit fast täglich, hat sie versucht, bei ihm ein Gegengefühl zu wecken, aber vergeblich. Gut erzogen als gottesfürchtiger Hebräer, hätte er nie eingewilligt, einen Ehebruch zu vollziehen.
Eines Tages aber, als Potiphar auf Reisen ist, glaubt seine Frau, ihre Stunde sei gekommen. Sie putzt sich heraus, schminkt sich, parfümiert sich, kämmt die frei herabhängenden Haare und lässt ihre Reize spielen. Ja, sie zeigt sich ihm nackt mit ihrem ausladenden Schoss, denkt, so sei sie unwiderstehlich. Aber weit gefehlt! Joseph kommt tatsächlich in ihre reich ausgeschmückte und mit feinen Naschwaren ausgestattete Kammer – wahrscheinlich von der Frau Potiphars aus irgendeinem Grund herbeigerufen – und sieht das nackte Weib vor sich. Anstatt diesem nackten Anblick zu erliegen, erfasst ihn Grauen vor dieser aufgeputzten weiblichen Schönheit und will entfliehen, als sie ihn begehrend anfasst. Es kommt zu einem Handgemenge. Joseph ringt sich los und enteilt.
Aber er hat Pech. Potiphars Frau ist es gelungen, dem fliehenden Jüngling das Hemd zu entreißen. Die Frau riecht wahrscheinlich daran, um sich am Geruch des Lieblings zu ergötzen. Und gleichzeitig schmiedet sie einen teuflischen Plan: Rache, Rache, Rache! Sie schreit laut, sodass die Bediensteten herbeieilen. Und denen erzählt sie mit geheuchelter Empörung einer treuen, keuschen Frau, Joseph sei zu ihr gekommen und habe die Frechheit gehabt, mit ihr schlafen zu wollen. Sie habe sich natürlich verweigert als gute Ehefrau und dem schamlosen Sklaven gerade noch das Hemd entreißen können, bevor sie ihn in die Flucht geschlagen habe.
Die Fortsetzung lässt sich leicht erahnen. Der heimkommende Potiphar ist zutiefst enttäuscht über den hinterhältigen Sklaven, dem er all sein Vertrauen geschenkt hatte. Er lässt ihn – mit großer Traurigkeit im Herzen -
ins Gefängnis werfen. Ob das Verhältnis zwischen ihm und seiner Frau dadurch besser geworden ist?
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