Mit einer innigen Liebeserklärung beginnt das biblische Buch, das von der Liebe in allen ihren Höhen und Tiefen handelt. Ulrich Leive versteht es meisterhaft, uns gleich mitten in das liebende Geschehen hineinzuversetzen, wie es der erste Vers des Hohenliedes so unüberbietbar ausdrückt: „Küsse süßer als Wein“.
Links ist die weibliche Seite, rechts die männliche, gemäß den romanischen Sprachen: la lune/la luna - le soleil/il sole (vgl. den Sonnengesang des Franz von Assisi). In ihrem Hinterkopf steht Er, in seinem Hinterkopf Sie. Durch den Kuss werden sie zu dem Paar, das über ihnen steht.
Und wie herrlich leuchtend die Farben! Intensives Blau, Gelb, Rot. Nicht nur die Sonne ist rot, sondern die beiden Gesichter sind übergossen mit Rot, trunken von dem, was „süßer als Wein“ ist. Und über sie beide rieselt ein hellblauer Strom, der gleichsam vom Himmel herabfließt.
Wer genau hinschaut, sieht auch noch zwei Vöglein beim selben Geschäft. Ist es nicht so, dass die ganze lebende Natur liebestrunken ist? Auch die Früchte schwellen liebestrunken.
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