Die Auferweckung des Lazarus hat Ulrich Leive auf drei Bilder aufgeteilt. Ich wähle diese Fassung, weil sie mich am meisten anspricht.
Der Moment ist dargestellt, da Jesus mit lauter Stimme ruft: „Lazarus, komm heraus!“. Der Text sagt, es seien viele Juden dabei gewesen, die versuchten, die beiden Schwestern Maria und Martha zu trösten wegen des Todes ihres Bruders. Auch Jesus selber sei so berührt gewesen über den Tod seines Freundes, dass er weinte.
Die beiden Schwestern, mit blonden und schwarzen Haaren, sind natürlich anwesend. Welche ist Martha, welche Maria? Für mich ist die Blonde hinter Jesus Martha. Denn sie war zuerst bei Jesus und war auch besonders ungläubig, dass Jesus den Bruder nicht nur am Jüngsten Tag, sondern schon jetzt auferwecken werde. Sie widersetzte sich auch Jesus, als er befahl, den Stein vom Grab weg zu wälzen: Lazarus sei schon vier Tage darin und stinke.
Sie traut kaum ihren Augen, als sie den Bruder in seinem weißsen Leichenhemd kommen sieht. Die unerwartete Erscheinung ist auch sehr eindrücklich. Lazarus kommt aus seiner Höhle wie aus einem Uterus, ganz ähnlich, wie Jesus dem Nikodemus die „Wiedergeburt“ erklärt (Bild 6). Der Schluss gibt auch eine ganz neue Interpretation der Auferstehungshoffnung: „Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe“.
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