Inzwischen ist die Stimmung eine ganz andere geworden. Kein Sonnenschein mehr, sondern Düsterkeit. Im Vordergrund ist ein Mann hingestürzt, er verzieht schmerzvoll die Miene. Der Tisch vor ihm wackelt mitsamt den Gerätschaften darauf. Jesus steht dahinter und gibt gerade einem andern Mann mit dem Fuß einen Stoß in den Leib, ja sogar eine Peitsche hat er drohend erhoben. Alle blicken erschreckt, bestürzt drein.
Was ist denn geschehen? Jesus befindet sich im Vorhof des Tempels. Er nimmt zornigen Anstoß an all dem marktschreierischen Treiben, das er hier vorfindet (und das man auch heute an Pilgerstätten beobachten kann!); denn die zahlreichen Pilger müssen ihr Geld wechseln und für das Fest (oder Souvenirs!) einkaufen. Er ruft laut in die Menge wie seinerzeit der Prophet Jeremia: „Ihr habt den Tempel, das Haus Gottes, zu einer Räuberhöhle gemacht!“. Raus mit euch!
Das ist zu viel der Provokation. Das können die jüdischen Autoritäten nicht gestatten, das ist ja offene, unerhörte Rebellion! Sie beschließen denn auch von diesem Moment an, gegen Jesus vorzugehen, ihn unschädlich zu machen.
Man kann sich bei diesem Geschehen der Frage nicht enthalten: Hat Jesus mit der Tempelreinigung die Auseinandersetzung bewusst gesucht, ja sogar seinen Tod riskiert? Es hat den Anschein, das sei der Fall. Er hat ja auch seine Jünger mehrfach darauf hingewiesen, dass er in Jerusalem sterben werde.
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