Auf den ersten Blick ein ganz friedliches Bild! Da steht in der Mitte eines goldenen Kreises ein junger Mann mit einem Stecken in der Hand (ein Hirt?); ihm folgen viele Leute, nackt wie er, und sind offensichtlich begeistert, ihm zu folgen.
Erst nachher sieht man, was unten vor sich geht: Da herrscht militärischer Betrieb. Ein Anführer erhebt die Hand mit seinem Schwert gegen den Mann über ihm. Alle andern, schwer gepanzert wie er, brechen aus in Feldgeschrei, in blinde Wut versetzt; die Pferde bäumen sich auf vor Schreck.
Was soll das Ganze? Nun, im Psalm heißt es, die Nationen würden sich auflehnen gegen Gott und seinen Gesandten. Sie wollen sich von diesem „Überbau“ freimachen. Der Herr – dargestellt als Sonne mit vier Flügeln – lacht ihrer: „Ich selber habe diesen meinen Sohn geschickt und ihm alle Macht gegeben. Wenn er will, kann er euch alle miteinander mit seinem Stab in Stücke hauen. So nehmt doch Vernunft an!“
Dieser Psalm wurde im Neuen Testament aus begreiflichen Gründen häufig zitiert. Denn man sah darin die Prophezeiung des Kommens des Befreiers Jesus, den Sanftmütigen, Nackten, gegen den aber niemand aufkommt.
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