Ulrich Leive betitelt diesen Psalm: „Gebet um Gottes Gnade bei herannahendem Alter“. Darum geht es tatsächlich bei diesem Psalm. Der Beter denkt an sein Leben zurück und muss feststellen, dass Gott ihn eigentlich schon immer, vom Mutterleib an, bewahrt hat; und darum wendet er sich jetzt an ihn, er möge ihm die Angst vor dem Alter und vor dem Tod nehmen.
Der Engel hinter dem alternden Mann ist so etwas wie seine innerste Zuversicht. Aus ihr ist er als Embryo entstanden, aus ihr ist er an der Hand der Mutter groß geworden. Dann entfernt er sich mehr und mehr von ihr: als Hirt und Kämpfer mit dem Löwen, als Liebesdurstiger (?), und besonders als schwertschwingender, fest gepanzerter Herrscher.
Nun kommt er aber wieder zurück zu seinem Ursprung, zu seinem Urvertrauen. Mit ergrautem Haar ergreift er wieder die Harfe und will das Lob Gottes verkünden. Er sagt sogar:
„Jubeln sollen meine Lippen, wenn ich dir spiele, und meine Seele, die du erlöst hast“.
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