Ulrich Leive hat es verstanden, das Wesentliche dieses Psalms darzustellen, und das sind zweifellos die Verse 11 und 12: „Gnade und Treue finden zusammen, es küssen sich Gerechtigkeit und Friede. Treue sprosst aus der Erde, und Gerechtigkeit schaut vom Himmel hernieder“.
Gerechtigkeit und Friede, die sich küssen: die beiden kann man nicht übersehen! Sie tun es ganz innig, Mund an Mund, schmiegen sich förmlich aneinander. Beide halten die Augen geschlossen vor Wonne. Dabei ist der Friede links als Bringer der Taube gekennzeichnet. Die Gerechtigkeit, die vom Himmel hernieder schaut, guckt hinter den beiden andern noch einmal hervor. Wenn man so will, sprießt links im Bild auch noch einmal die Treue aus der Erde hervor, im üppigen Wuchs der Vegetation zu sehen.
Die Botschaft ist klar: Auf dieser Erde kann nur Friede sich realisieren, wenn Gerechtigkeit herrscht. Gerechtigkeit allein bringt keinen Frieden zustande, aber Friede ohne Gerechtigkeit ist ein fauler Friede.
Wenn sich Gerechtigkeit und Frieden finden – was leider selten der Fall ist, dann bedeutet das Gnade: die senkt sich als goldenes Geschenk auf die unter ihnen versammelten Menschen, die sich unter diesem Schirm in Sicherheit und glücklich fühlen.
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