Joseph, wie man weiß, war der Lieblingssohn seines Vaters Jakob, weil er nicht wie seine zehn Halbbrüder von Lea, sondern von der Frau seiner Jugendliebe, Rahel, geboren war.
Immer, wenn ein Sohn bevorzugt und entsprechend verwöhnt wird, erregt das den Neid und die Eifersucht der andern Geschwister. Im Fall Josephs war diese Eifersucht noch geschürt durch seine Überheblichkeit. Er gestattete sich sogar, von seiner erhabenen Stellung zu träumen, und schlimmer: sie auch noch seinen Brüdern und Eltern zu erzählen.
Worum ging es in diesen Träumen? Leive hat sie zusammen auf einem Bild dargestellt.
Um die Darstellung des ersten Traums zu entdecken, muss man ganz genau hinschauen. Ihm träumte, um eine einzelne aufrecht stehende Garbe Korn würden sich elf andere Garben verneigen. In der Tat verneigen sich auf dem Bild elf Halme vor dem in der Mitte stehenden einzelnen Halm, dessen Spitze – symbolischerweise! – die Geschlechtsorgane der Sonne verdeckt (wir werden gleich die Bedeutung davon erfahren).
Der zweite Traum drückt denselben Sachverhalt noch deutlicher und krasser aus: der träumende siebzehnjährige Joseph liegt vorne am Boden, und ihm träumt, dass hinter ihm Sonne und Mond sowie elf Sterne sich ihm zuwenden und ihn still verehren.
Als Joseph den ersten Traum seinen Brüdern (zehn Halbbrüder und der direkte Bruder Benjamin) erzählt, sind diese begreiflicherweise erzürnt, da sie ja merken müssen, dass es um sie und um Joseph geht; und als er den zweiten Traum auch seinen Eltern erzählt, da findet sogar Jakob, das sei jetzt doch aufgeblasen, und schilt seinen Sohn.
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