Werke der Barmherzigkeit - Bild 47 - Bild 49 - Bild 50
Der Begriff „Werke“ ist vorbelastet; wegen der „Werke“ haben sich einst Protestanten und Katholiken die Köpfe eingeschlagen. Es geht aber in diesen Geschichten um die Werke „der Barmherzigkeit“. Barmherzigkeit ist eine Emotion, die tief aus unserm Inneren kommt, eine Empathie, die uns diktiert, spontan zu handeln, aus menschlicher Solidarität. So wie im Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukasevangelium, Bild 32), wo der unter die Räuber Gefallene zum Nächsten wird.
Leive versteht es, uns die drei Geschichten in der Gegenwart zu erzählen.
„Die Hungrigen speisen“ (Bild 47): da befinden wir uns in einem der tausend Flüchtlingslager, wo die Menschen in notdürftigen Unterkünften leben und an alles Mangel haben, vor allem an Speise. Die Teller sind leer. Aber da kommt Hilfe. Eine dampfende Suppe (oder ist es ein Samowar?) soll zunächst einmal die frierenden Leute erwärmen.
„Die Kranken besuchen“ (Bild 49): auch da sehen wir ein Lazarett oder ein Notspital. In aller Eile hat man irgendwelche Betten aufgestellt und sie mit Decken ausstaffiert. Von rechts nach links gesehen liegen da ein Schwerstverwundeter mit aufgebundenen Gliedmassen, zwei andere, denen es schon besser geht und die miteinander scherzen, eine Frau, die vor sich hin brütet. Im Vordergrund liegt ein Sterbender in den letzten Zügen, bekommt aber noch Blumen von einer Frau; andere bringen andere Geschenke.
„Die Gefangenen besuchen“ (Bild 50): Ja, heute gibt es auch wieder Folterkammern. Da werden die Gefangenen aufgehängt, rücklings auf eine Stange gebunden, tagelang gezwungen, an der Mauer zu stehen, ausgepeitscht, damit sie endlich die Komplizen verraten. Was der Wärter rechts macht, kann man nur vermuten, er hat jedenfalls helle Freude an seinem Geschäft. Und von oben schaut der Gefängnisdirektor zu, als sei da alles in bester Ordnung.
Es schreit zum Himmel! Wer da nicht wenigstens protestiert, humanitäre Hilfe leistet, der hat keine Barmherzigkeit.
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